
· Von Marlene Leinemann
Pssst, darf ich Hafermilch sagen?
Schon 2017 gab es einen Konflikt, ob pflanzliche Drinks als Milch bezeichnet werden können und somit wurde in jenem Jahr beschlossen, dass pflanzliche Produkte nicht mit "Milch, Käse oder Butter" bezeichnet werden dürfen.
Doch warum? Die Begründung lag vor allem darin, dass die Verordnung den Konsumenten im Sinne des Verbraucherschutzes schützen solle. Es ginge darum dem Verbraucher seine Entscheidungen zu erleichtern und Verwirrung zu nehmen, da nicht klar ersichtlich wäre, welche Form der Herstellung und Ursprungs dem Produkt unterlägen. Das bedeutet so viel wie, dass die Sorge vorliegt Menschen könnten das Produkt Hafermilch nicht verstehen, weil es im Namen "Milch" enthält. Oder sie hätten Schwierigkeiten die Produkte bewusst zu unterscheiden, bewusst zu verstehen, dass eines aus den Eutern der Kuh und das andere aus dem Korn des Getreides Hafer gewonnen wird. Mit dem Wort Milch wird ein tierisch erzeugtes Produkt assoziiert, Milch kommt aus den Eutern der Kuh. Wenn dieser Begriff nun in den Zusammenhang mit Wörtern wie Hafer, Soja oder Mandel gebracht wird, könnte dies für einen Trugschluss oder schlichte Verwirrung des Verbrauchers sorgen.
Mit dem Grundgedanken von mehr Klarheit für den Konsumenten und dementsprechend einer Aufklärung unserer Gesellschaft, wurde jene Verordnung von 2017 durchgesetzt. Dabei ist es doch paradox, da Hafer-, Soja- und Mandeldrinks etc. doch mit dem Hintergrundgedanken produziert wurden ein Ersatzprodukt für Milch darzustellen. Da ist es für den Konsumenten doch leichter zu verstehen, wenn der Name Milch in dem Produkt vorkommt. Aufgrund von unausgesprochen guten kognitiven Fähigkeiten, die der Mensch mit sich bringt, ist er durchaus in der Lage Zusammenhänge zu verstehen und eventuell auch mal um die Ecke zu denken, sodass der Name "Hafermilch" bereits mit dem Wort "Hafer" darauf verweist, dass dies keine Kuhmilch ist.
Besonders interessant ist ebenso, dass einige Ausnahmen von der Verordnung ausgeschlossen sind. Dies sind Produkte wie Kokosmilch, Kakaobutter, Leberkäse oder Milchmargarine. Produkte, die bereits seit längerer Zeit auf dem Markt bestehen, was wiederum auf die Unsicherheit von Veränderungen der Lebensmittelindustrie im Wettbewerbskampf hinweist, wenn neue innovative Unternehmen aufkommen, die den Bedürfnissen und Ansprüchen der Gesellschaft gerechter werden als altkonventionelle Unternehmen.
Im Oktober 2020 wurde ein neuer Änderungsantrag eingereicht, der weitere Verschärfungen der Verordnung 171 vorsieht. Doch unterstützend mit einer Petition von 400.000 - 450.000 Unterschriften, lehnte das EU Parlament den Antrag ab.
Nichtsdestotrotz braucht es weitaus mehr als eine Verordnung, um gegen den Hafer- Boom mit spürbarer Wirkung anzukommen. Die pflanzlichen Drinks sind inzwischen genauso etablierte Produkte, wie die einfache Kuhmilch. Weiterhin dürfen wir den Begriff Hafer- oder Mandelmilch benutzen, allerdings nicht die Produkte damit beschriften. Zudem besteht auch immer noch die Möglichkeit auf Milchprodukte zu verweisen, sofern ersichtlich ist, dass es lediglich ein Verweis und keine Betitelung ist.
Quelle: Quelle Frankfurter Rundschau, Quelle Telepolis, Quelle Ruhr24, Quelle Greenpeace